Welche Audio-Interfaces wirklich taugen – und worauf du beim Kauf achten solltest

Volkmann Audio – professionelles Audio Editing, Mixing & Mastering aus Hannover

Welche Audio-Interfaces wirklich taugen – und worauf du beim Kauf achten solltest

Ich bin Thorsten Volkmann, Audio Engineer aus Hannover, spezialisiert auf Mixing, Mastering und kreative Audiobearbeitung. Mit langjähriger Erfahrung helfe ich Künstler:innen und Creator:innen, ihren Sound technisch sauber und individuell zu gestalten.

Audio-Interfaces gibt es in jeder Größe und Preisklasse – von unter 100 € bis in den vierstelligen Bereich. Aber welche Interfaces taugen wirklich etwas? Und woran erkennt man ein gutes Modell?

In diesem Beitrag zeige ich dir, warum „gut“ und „schlecht“ beim Thema Audio-Interface stark relativ ist – und worauf du stattdessen ganz konkret achten solltest, um das richtige Interface für deine Bedürfnisse zu finden.


Was ist ein Audio-Interface eigentlich?

Ein Audio-Interface ist im Grunde eine Kombination aus mehreren Geräten. Dazu gehören:

  • ein Preamp (Vorverstärker)
  • ein Audio-Wandler
  • manchmal auch ein kleiner Kompressor oder EQ

Diese Bestandteile gibt es alle auch als eigenständige Geräte – im Interface werden sie kompakt zusammengeführt.
Man kann ein Audio-Interface auch als die Schnittstelle zwischen der analogen und der digitalen Welt bezeichnen, da es analoge Signale wandelt und an den Computer überträgt – und umgekehrt.

Wenn du heute nach einem Audio-Interface suchst, wirst du genau solche Kombigeräte finden.


Warum die Preisspanne so riesig ist

Interfaces gibt es in allen Preisbereichen. Manche kosten unter 100 €, andere mehrere tausend. Was rechtfertigt diesen Unterschied?

Ganz einfach: Die Unterschiede stecken im Detail – und vor allem in der Qualität der verbauten Komponenten. Schauen wir uns das Schritt für Schritt an.


Eingänge: Wieviel brauchst du wirklich?

Der offensichtlichste Unterschied zwischen Interfaces: die Anzahl und Art der Eingänge.

Typische Anschlussarten:

  • XLR für Mikrofone
  • Klinke für Instrumente
  • MIDI für Keyboards oder Controller

Einsteiger-Interfaces haben meist zwei Kombibuchsen, in die du sowohl XLR- als auch Klinkenkabel stecken kannst. Für viele Solo-Artists reicht das aus.

Aber:
Wenn du z. B. Drums aufnehmen willst, brauchst du viele Eingänge – je nach Setup vielleicht zehn oder mehr. Manche Interfaces lassen sich über externe Stageboxen auf bis zu 64 Eingänge erweitern.

Mein Tipp:
Richte dich bei der Auswahl deiner Eingänge nach deinem Workflow – und nicht nach dem „Was wäre wenn“.


Preamps: Reicht die Verstärkung?

Jedes Mikrofonsignal muss verstärkt werden. Das übernimmt der Preamp im Interface – es sei denn, du nutzt einen externen.

Gerade bei günstigen Interfaces sind die Preamps oft limitiert. Sie rauschen schnell, liefern wenig Headroom und kommen mit dynamischen Mikrofonen wie dem Shure SM7B nicht gut klar. Dieses Mikro braucht viel Verstärkung – mehr, als günstige Interfaces liefern können.

Lösungen:

  • Ein FetHead oder Cloudlifter als Zwischenverstärker
  • Oder ein hochwertiger externer Preamp

Wenn du ohne externes Gerät arbeiten willst, brauchst du ein Interface mit wirklich guten Preamps – und die kosten entsprechend.


Audio-Wandler: Qualität schlägt Zahlen

Ein weiteres zentrales Element: der Audio-Wandler. Er macht aus dem analogen Signal ein digitales – und umgekehrt.

Wichtige Kenngrößen:

  • Bitrate (z. B. 24 Bit): Reicht für Musikproduktion vollkommen aus
  • Abtastrate (z. B. 44.100 oder 48.000 Hz): Ebenfalls völlig ausreichend

Viele Interfaces werben mit 192.000 Hz – das klingt beeindruckend, ist in der Praxis aber selten sinnvoll. Viel wichtiger ist die Qualität des Wandlers.

Ein präziser, sauber arbeitender Wandler sorgt für:

  • bessere Signalqualität
  • detailreichere Aufnahmen
  • saubere Summenbearbeitung (z. B. beim Mastering über Outboard-Gear)

Gerade wenn du mit externen Geräten arbeitest, entscheidet der Wandler über den Soundverlust oder -gewinn. Und ja: Gute Wandler kosten.


Ausgänge: Passt das Interface zu deiner Abhöre?

Neben den Eingängen solltest du auch die Ausgänge im Blick behalten. Denn sie bestimmen, wie du dein Signal abhörst oder weiterleitest.

Typische Ausgangsarten:

  • Line-Out (Klinke oder XLR) – für Studiomonitore oder externe Hardware
  • Kopfhörerausgang – mit separater Lautstärkeregelung
  • Digitale Ausgänge wie S/PDIF oder ADAT – für spezielle Anwendungen

Wichtig:
Nicht jeder Ausgang passt automatisch zu jeder Abhöre. Wenn du z. B. aktive Studiomonitore mit XLR-Eingang nutzt, solltest du ein Interface wählen, das symmetrische XLR- oder TRS-Ausgänge bietet.

Mein Tipp:
Schau vor dem Kauf auf deine Abhöre – und darauf, ob das Interface ohne Adapterkabel kompatibel ist.


Verbindung zum Computer: USB reicht (meist)

Ein Interface muss irgendwie mit dem Rechner verbunden werden. Die häufigsten Übertragungsarten sind:

  • USB (Standard bei fast allen Interfaces)
  • Thunderbolt (schneller, aber oft teurer und Mac-orientiert)
  • PCIe (intern, meist in Profi-Studios)
  • Netzwerk-Protokolle wie Dante (für große Studio-Setups)

Meine Einschätzung:
Für 99 % der Produktionen reicht eine moderne USB-Verbindung völlig aus – vorausgesetzt, das Interface nutzt ein stabiles Übertragungsprotokoll. USB-C oder USB 3.0 bieten genug Bandbreite für professionelle Aufnahmen, selbst mit mehreren Spuren gleichzeitig.


Braucht man EQs, Kompressoren & Co. im Interface?

Einige Interfaces haben zusätzlich noch eingebaute Effekte wie EQs, Kompressoren oder Hallräume.

Meine Meinung dazu:
Nice to have, aber kein Muss.

Ich konzentriere mich beim Interface-Kauf auf die Signalqualität – also:

  • saubere, rauscharme Preamps
  • hochwertige Wandler
  • die richtigen Ein- und Ausgänge
  • eine stabile Verbindung zum Rechner

Alles andere – EQs, Kompressoren, etc. – kann ich digital oder extern umsetzen. Das macht meinen Workflow flexibler und oft auch klanglich besser.


Fazit

Ein „gutes“ Audio-Interface ist immer das, das zu deinen Anforderungen passt – nicht das teuerste oder bekannteste.

Achte bei der Auswahl auf:

  • die richtige Anzahl und Art der Ein- und Ausgänge
  • die Kompatibilität mit deiner Abhöre
  • die Qualität der Preamps und Wandler
  • eine verlässliche Verbindung zum Computer (z. B. USB 3.0)

Extras wie Kompressoren oder interne DSPs sind nett, aber für viele Anwendungen nicht entscheidend.
Qualität kostet – aber wenn du weißt, worauf es ankommt, kannst du gezielt investieren.

Ich hoffe, der Artikel hilft dir bei der Wahl deines (nächsten) Interfaces.
Wenn du Fragen hast oder eigene Erfahrungen teilen möchtest, schreib mir gern. Bis bald –
Ciao, mach’s gut und lass knacken.

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