Warum Mixen mit Referenztracks oft keine gute Idee ist – und was du stattdessen tun solltest
Ich bin Thorsten Volkmann, Audio Engineer aus Hannover, spezialisiert auf Mixing, Mastering und kreative Audiobearbeitung. Mit langjähriger Erfahrung helfe ich Künstler:innen und Creator:innen, ihren Sound technisch sauber und individuell zu gestalten.
In der Musikproduktion wird oft empfohlen, beim Mischen sogenannte Referenztracks zu verwenden – also professionelle Songs, an denen man sich beim Sounddesign orientiert. Doch dieser Ansatz hat aus Sicht vieler erfahrener Tontechniker deutliche Schwächen. In diesem Beitrag erfährst du, warum das Mixen mit Referenztracks problematisch sein kann und wie du besser und kreativer arbeitest.
Die Probleme mit Referenztracks
- Genre-Inkompatibilität:
Ein Rap-Track klingt nun mal anders als ein Rocksong – das beginnt bei der Instrumentierung und endet bei der Platzierung der Vocals. Ein Vergleich über Genregrenzen hinweg führt selten zu brauchbaren Ergebnissen. - Unfaire Produktionsvergleiche:
Professionelle Referenzsongs wurden unter Top-Bedingungen aufgenommen. Diese Qualität lässt sich mit begrenztem Equipment nicht einfach reproduzieren – selbst das beste Mixing kann eine schlechte Aufnahme nicht retten. - Zu viele Untergenres:
Selbst innerhalb eines Genres wie Rap gibt es viele stilistische Unterschiede. Den „perfekten“ Referenztrack zu finden, ist extrem schwer – und oft einfach nicht möglich. - Software ist kein Allheilmittel:
Tools wie Frequenz-Matcher oder Analyzer sind nützlich, aber sie erfassen nicht die gesamte Klangtiefe eines Songs – wie etwa Tiefenstaffelung oder die kreative Platzierung von Elementen. - Kreativität wird gebremst:
Wer sich zu stark an Referenztracks orientiert, läuft Gefahr, einfach nur zu kopieren statt etwas Eigenes zu schaffen. Doch neue, einzigartige Sounds entstehen nur durch kreative Freiheit, nicht durch Nachahmung.
Die bessere Lösung: Die Referenz im Ohr
Statt dich auf fremde Produktionen zu verlassen, solltest du dein eigenes Gehör schulen. Ziel ist es, deine Abhörumgebung – egal ob Monitore oder Kopfhörer – so gut zu kennen, dass du allein durch das Hören beurteilen kannst, wann ein Mix „richtig“ klingt.
Wie das geht?
Ganz einfach: Gewohnheit.
Hör regelmäßig Musik, die du gut kennst, über deine bevorzugte Abhöre. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl dafür, wie Bass, Vocals oder Drums dort klingen müssen. Diese Erfahrung wird zu deiner internen Referenz – eine zuverlässige Grundlage, die dich unabhängig macht von externen Tracks oder Software.
Fazit
Referenztracks können hilfreich sein, um das Gehör kurzzeitig zu „resetten“ – aber sie sind kein Ersatz für ein gutes Verständnis deiner eigenen Abhörsituation. Verlasse dich lieber auf dein geschultes Gehör und deinen eigenen Geschmack. So entwickelst du langfristig deinen eigenen Sound – und genau das macht dich als Produzent oder Tontechniker einzigartig.
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